Der 24. Dezember war hinsichtlich Wetter und Segelbedingungen ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk. Endlich einmal nicht drei Meter hohe Berge, die uns verfolgen, keine brechenden Wellenkämme direkt neben oder unter dem Boot. Der Morgen begann mit schönsten Zürichseeverhältnissen. Abgesehen von einer sehr langen niedrigen Dünung, war die Umgebung topfeben und ruhig. Darüber strahlte die Sonne, die bereits recht kräftig ist. Nur ein gelegentliches Plätschern störte die Ruhe. Beste Bedingungen also um den Atlantik endlich mit Schwermetall, Pink Floyd, Rammstein und Tecno zu beschallen. So macht Segeln doch Spass! Dies, nachdem wir gestern morgen noch die Sturmfock bei 35 Knoten Wind, und umringt von beängstigenden Wellenbergen, gesetzt hatten, uns den Nachmittag mit der verd….. Windfahnensteuerung beschäftigt hatten (zwei mal demontiert und teilweise zerlegt….) und dann in der Nacht unter Motor bei Fastflaute 60 sm zurückgelegt hatten. Gegensätzlicher könnte es kaum sein. Das Morgenmüesli, immer noch mit frischen Äpfeln und saftig kräftigen Orangen, schmeckte besonders fantastisch.
Gegen Mittag realisierten wir, dass wir doch recht häufig die Windsteuerung korrigieren müssen…… Das darf doch nicht wahr sein. War es aber! Auf die rechte Seite steuerte sie nur solange, bis eine kleinere Böe kam, um dann das Boot in den Wind zu steuern. Wir waren also wieder auf Feld 1. Da wir gestern die Heckplattform auf den Grund des Atlantiks gesetzt hatten, weil sie die Leinen des Series Drogue Treibankers um ein Haar durchgescheuert hatte während den mehr als 24 Stunden, in denen wir vom 12. bis 13. Dezember an ihm hingen, ist das Rumturnen am Heck bedeutend anspruchsvoller geworden. Trotzdem demontierten wir sie wieder, da ich entdeckte, dass die Schubstsange verbogen war und somit der freie Lauf behindert war. Das Hauptproblem konnte damit aber leider nicht behoben werden. Das Ganze nochmals, bei mittlerweile Windstärke 5 und zunehmendem Wellengang, brachte den ersehnten Erfolg auch nicht. Ich beschloss es sein zu lassen und am 25ten es wieder anzugehen. Ich vermute, dass ich das Schneckenrad, das die Verbindung zwischen Pendelruder und Schubstange zur Windfahne ist, um einen Zacken nicht in der Mitte montierte. Segeln wir eben klassisch mit dem elektrischen Autopilot. Das Problem dabei ist leider, dass der Batteriemonitor immer mal wieder einen plötzlichen Abfall der Spannung meldet. Dies, obwohl gemäß dem Batteriecontroller die Spannung bestens ist und die Servicebatterie nahezu 100% geladen ist. Ausschlaggebend ist aber der Batteriemonitor, da an ihm alles angeschlossen ist. Und wenn er meint, dass zuwenig Pfuus da ist, dann stellen die Geräte ab. Es muss der Motor gestartet werden, der von einer anderen Batterie versorgt wird, und nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei – die Spannungsanzeige ist wieder normal – bis zum nächsten Mal. Aus diesem Grund muss nun also nachts ernsthaft Wache geschoben werden. Nix mit Schlafintervallen von 20-30 Minuten.
Den Plan Barbados anzulaufen habe ich geändert. Wir steuern direkt San Lucia an. Dort kann ich all die verschiedenen Arbeiten, die sich inzwischen angesammelt haben, am besten erledigen lassen. Und zudem soll es in der Rodney Marina Bay ja auch recht schön und lässig sein. Um den dritten Januar herum sollten wir dort ankommen.
Am 25ten wird aber nix mit Gebastel an der Windfahnensteuerung. Mit 6-7 Knoten Fahrt fliegen wir mit stark achterlichem Wind von 5 Bf unserem Ziel entgegen. Und klar ist, dass trotz edlem Sonnenschein, die Verhältnisse nun nicht mehr zürichseemässig sind: Die See ist rauh und das stete Rollen hin und her bedeutet an und unter Deck einen permanenten Kampf gegen die Fliehkraft! Kurz mal etwas in einem vermeintlich ruhigen Moment hinstellen um nur schnell mal dies oder das zu tun, wird tunlichst unterlassen, ansonsten zum Beispiel das Couscous nicht mehr schön brav im Töpfchen sondern an den Schiebetüren verteilt weiter quillt – nur um ein NICHT hypothetisches Beispiel zu nennen.
Die Fischindustrie an Bord musste leider eingestellt werden. Nachdem ich vor ein paar Tagen eine 35 cm Goldmakrele rausgezogen hatte war ich am Morgen darauf im Jagdfieber. Angel raus, und erst mal ein Nickerchen machen, denn so schnell beisst ja eh nix an. Tja, Tatsache ist nun einmal, dass die Fische nicht auf Kommando anbeißen. Nach meinem Nickerchen war zwar die Angelrute noch da, aber von der 100 Meter Leime mit Köder war nichts mehr zu sehen! Soviel zu meiner praktischen Intelligenz als Fischer. Eine Ersatzleine (heißt wohl eher Silch) habe ich nicht an Bord, weil das war bereits der Ersatzsilch. Unglaublich, wie blöd man – zumindest ich – sein kann. Ich brauchte meine Zeit, um diesen Ärger zu überwinden.
Eine Website über das Hochseesegeln mit dem Ziel, die Weltmeere zu erkunden.