Anstrengende Silvesternacht

Nachdem die Flautenzone hinter uns lag, wurde es definitiv sommerlich. Der Himmel bespickt mit den kleinen Passatwolken, die Sonne kräftig und unter Deck stickig warm – zusätzlich angeheizt, wenn ein Brot im Ofen gebacken wurde.
Gegen Abend bauten sich dann jedoch Wolkenkolosse auf. Breite, hohe Dinger, anfänglich noch harmlos weiss, die sich jedoch zunehmend grau bis dunkelgrau färbten und um den Sonnenuntergang herum in ein leuchtendes grau-orange kippten. Was vor uns lag war hatte uns nicht zu kümmern. Denn mit dem steten Ostwind wurden sie schneller vor uns weggeblasen als unsere Reisegeschwindigkeit betrug. Aber alles hinter und neben uns wurde spannend! Zum Teil vereinten sich solche Gebilde und schlichen sich kontinuierlich an uns heran. Es bildeten sich Regenbögen, der Wind schlief je nach dem etwas ein, wurde unstet und nahm dann innert Kürze sprunghaft zu. Dazu eine graue Wand, zunehmend als Regenfront ersichtlich, die zum Ein- und Überholen ansetzte. Das war dann definitiv der letzte Moment um selber ebenfalls aktiv zu werden: Genua einrollen, Grosssegel je nach Windstärke auf Ref 2 verkleinern und dicht in Mittelposition nehmen und subito unter Deck und den Niedergang schliessen. Es folgte ein Platzregen von ein paar Minuten oder auch länger, teilweise mit auffrischendem Wind.
Dann ist der Spuck vorbei – bis zum nächsten. Nachts ist er meist nur am leichten Sprühregen knapp vor Ausbruch erkennbar. Das bedeutet, man wird gnadenlos verschifft beim Hantieren mit den Segeln. Nach dem Durchzug der Regenfront folgt eine mühsame Weile von unstetem, variablen Wind. Aus Ost, Südost, Nordost….. und es braucht seine Zeit, bis er sich wieder auf eine klare Richtung und Stärke eingependelt hat. Absitzen hinter das Steuer bedeutet einen feuchten Arsch zu bekommen, egal was für Hosen man anhat. Also besser stehen. Das ist beim Geschaukel je nach dem aber recht mühsam – dann doch lieber sitzen…. und dann wechselt auch noch die Windrichtung wieder, sodass das Grosssegel (wieder) auf die andere Seite genommen werden muss. Ufff, shit! Wenigstens ist es warm.
In der Silvesternacht ist der Wind nach all dem Hin und Her definitiv auf Tauchstation gegangen. In Kombination mit einem aufgewühlten Seegang ist dies so etwa das Nervigste: Die Segel schlagen laut, die Walder Baumbremse knarrt hie und da wie Maschinengewehrfeuer, dann ist wieder Ruhe, in der Hoffnung geschöpft wird, es sei jetzt dann grad vorüber, weil das spürt sich doch an als ob da mehr Wind aufkommt….. und natürlich ist nix mit mehr Wind. So war unsere Silversternacht eine Nacht zum schnell vergessen.
Am späteren Nachmittag vom 1. Januar wieder dasselbe Schauspiel: Zwei Helden, die gebannt dem Treiben der Wolken zusehen um dann plötzlich wie von einer Tarantel gestochen in einen Aktivismus verfallen und sich anschliessend unter Deck verkriechen. Doch diesmal meinte es das Wetter gnädiger mit uns. Nach 22:00 Uhr war der Passat mit 4-5 Bf. konstant zurück, begleitet von einem regelmäßigen Seegang. Nur noch eine kurze Regeneinlage sorgte für einen kurzen Stimmungseinbruch.
Für einmal war nicht Schmetterlingsegeln angesagt mit dem dauernden Geschaukel. Mit beiden Segeln auf Steuerbord pflügte ELEONORE mit leichter Krängungen ihren Weg ruhig durch das Wasser mit 6 Knoten Fahrt und mehr, was für das elf Meter Böötchen beachtlich ist. Der Windfahnensteuerung zuzuschauen war eine Freude! Absolut zuverlässig. Somit nix wie runter in die Horizontale auf der Steuerbordbank des Salons und den Timer des iPhones auf 30, später auf 40 Minuten stellen und schlafen. Für die Kontrollen reichte dann ein Blick auf die MID WIFI App vom iPhone, die mir alle relevanten Daten anzeigt wie Windstärke und -Richtung, GPS- Kurs, Speed etc. Ist alles wie gewünscht muss nur der Wecker neu gestellt werden, andernfalls braucht es eine Korrektur an den Segeln oder der Windsteuerung – und sofort wieder runter auf die weiche Bank und weiterschlafen.
Bis in drei Tagen sollten wir unser Ziel erreichen. Gemäss PredictWind bleibt die aktuelle Situation stabil. Und zu unserer großen Freude sollten auch kaum mehr Regenperioden stattfinden und sich die Temperatur um 25 -26 Grad bewegen. Grad nicht zu warm