Die Pandemie hat die Inseln der Karibik nun ebenfalls erfasst. Der Umgang damit ist von Insel zu Insel unterschiedlich und reicht von einer Einreisesperre für Personen, die sich innerhalb der letzten 28 Tage in China, Italien oder einem ähnlich stark betroffenen Land aufgehalten haben, bis hin zu total geschlossenen Grenzen mit Lockdown, was in Guadeloupe der Fall ist.
Zum Teufel gejagt
Am 18. März wollte ich, von St. Kitts kommend, vor der Insel Statia ankern. Daraus wurde aber nichts, da ich von Uniformierten, die in einem Boot angerast kamen, in äußerst rüpelhafter Art und Weise kurzum wieder fortgejagt wurde: Ich soll einen Hafen weiter oder zurück von wo ich herkomme! Und weg waren sie wieder ohne weitere Erklärung oder mir die Möglichkeit zu geben, Fragen zu stellen. Phuuu!!! Ich segelte zuerst weiter in Richtung der nahe gelegenen Insel Saba, realisierte dann aber, dass Saba ebenfalls zu den Niederlanden gehört wie Statia und es daher kaum anzunehmen ist, dass ich mit offenen Armen empfangen würde. Ich hatte immer noch sehr guten Netzempfang und fragte umgehend per Email die zwei Marinas in Bonaire und Curaçao an, in denen ich jeweils einen Platz reserviert hatte, ob bereits in ein paar Tagen ein Platz für mich zur Verfügung stehen würde. Ich hatte genügend Wasser und Proviant an Bord und der Wetterbericht war auch nicht schlecht, sodass ich die 4-tägige Überfahrt umgehend hätte antreten können. Die Antworten kamen schnell: Sie hätten geschlossen wegen COVID 19 „… until further notice“. Also kein Einlass! Ich rief sofort der Marina Jolly Harbour in Antigua an. Natürlich seien sie offen, ich müsse aber zuerst in St. John’s, der Hauptstadt der Insel, einklarieren. Aufgrund des Coronavirus sei dies bei ihnen nicht mehr möglich. Also nix wie rechtsum kehrt und Kurs nach St. John‘s, das ich am darauffolgen Nachmittag erreichte.
Das Einklarierungsprozedere war umständlich und dauert sicher eine Stunde. Einziger Unterschied zum letzten Einklarierungsprozedere in Antigua war, dass ich zusätzlich einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen musste. Ich erwartete irgendwelche Vorsichtsmassnahmen oder besonderen Hinweise. Weit gefehlt! Weder galt ein Personenabstand oder stand Desinfektionsmittel zur Verfügung bei der Tastatur des PC, wo man sich einloggen musste, noch wurden sonst irgendwelche speziellen Hinweise abgegeben. Das war befremdend. Das Wichtigste aber: Ich war einklariert! Nach einem Bier in der nächsten Bar und einem kurzen Spaziergang war klar, wo ich den Abend verbringen werde: An Bord!
Am nächsten Morgen motorte ich die 10 sm nach Jolly Harbour, wo ich gleich den Verbleib von ELEONORE bis Ende November sicherte.
Zufall und ein Riesenschwein innerhalb der folgenden Stunden machten es möglich, dass ich ab kommenden Mittwoch in der Nähe der Marina, in Mitten der Natur, zu einem vernünftigen Preis ein kleines herziges Häuschen mieten kann. Es gehört einem schweizer Ehepaar, das grad nebenan wohnt. Feine Leute. Das ist der absolute Glücksfall! ELEONORE kann somit bereits im Verlauf der nächsten Woche an Land gestellt und Hurrikan sicher vertäut werden. Und ich kann mich in meine eigenen vier Wände zurückziehen und dies erst noch an einem total schönen Ort.
Ich denke, dass ich hier in der Abgeschiedenheit sicherer bin als in der Schweiz, da die Situation hier zurzeit (noch?) harmlos ist. Sämtliche Großveranstaltungen wurden abgesagt und die Schulen sind seit dem 16. März geschlossen. Ansonsten merkt man nicht viel von der Pandemie und ich habe den Eindruck, dass die Situation zum Teil unterschätzt wird.
Ich gehe heute davon aus, dass ich im Juli in die Schweiz zurückfliegen werde und hege die leise Hoffnung, dass sich bis im Dezember dieses Jahres die COVID-19 Katastrophe soweit beruhigt hat, dass ich meine Reise fortsetzen kann. Nicht nur für mich hoffe ich, dass dies kein blauäugiger Wunsch ist!