Blau, blau, blau

…ist zurzeit mein Umgebung. Einzig getrennt durch einen klaren Horizont zwischen Meer und Himmel. Das Wasser von keinerlei Wellen gestört. Das einzig Störende ist das Brummen meines Volvo Penta… Ich befinde mich seit etwa vier Stunden in einer Flaute, ohne jegliche Anzeichen von Besserung. Gemäss meinem PredictWind Weather Routing sollte etwa 60 sm weiter im Norden wieder Wind vorhanden sein – der sollte auch jetzt an meinem Schiffsort mit bescheidenen 5-7 Knoten aus nordwestlicher Richtung wehen, tut er leider aber nicht. Gestern brauchte ich erstmals den Motor, aber lediglich für zwei Stunden, als beim Segeln bei Schwachwind der Wind vorübergehend zu sehr abflaute.
Schwachwind und Flautenzonen sind bis anhin ein wesentlicher Faktor dieses Törns. Klar ersichtlich auf dem Weather Routing sind deren Entstehung, Veränderung und Auflösung. Dementsprechend sind die verschiedenen Routenvorschläge von PredictWind. Ein wesentliches Element dabei ist, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Aber wie das mit Wettervorhersagen so ist, sie können auch mal falsch sein, wie meine aktuelle Situation grad zeigt.
Seit meinem Start vor zehn Tagen bin ich drei mal nachts für ein paar Stunden in einer Flautenzone hängen geblieben. Einmal flankiert links und rechts von einer aktiven Gewitterzelle, was ich als sehr bedrohlich erlebte und zur Sicherheit schon mal Handy, Iridium und Hand-GPS in meinen speziellen Druckkochtopf verstaute, der sie im Falle eines Blitzeinschlages als faradaischer Käfig beschützen sollte. Absolut faszinierend war jedes Mal, als plötzlich Wind das Schiff wieder in Vorwärtsbewegung brachte und somit bestimmte, dass die Reise fortgesetzt wurde. Aber ebenso unangenehm war zum Teil auch starkes Rollen in der Dünungswelle, was zum Schlagen der schlappen Segel führte und Jedes und Nichts an Bord, das nicht rutschfest verstaut war, in Bewegung kam und somit zusätzlichen Lärm verursachte. Nicht grad die besten Begleitumstände für einen tiefen festen Schlaf…
Es gab aber auch das “ganz normale” Segeln. Meist bei 4-5 Bf und nur wenig Welle, abgesehen von gestern, als es über Stunden bei 5 Bf auf einem Am-Wind-Kurs gegen heftige, teilweise hohe Wellen ging. Das Durchschnittstempo mit 2.5 Knoten dementsprechend äußerst gering.
Und dann ist da noch der Vollmond der letzten Nächte – ein absoluter Hammer! Und die Tage werden deutlich länger und die Temperaturen sinken, vor allem nachts, empfindlich. Lange Hose, Pullover und Mütze sind nach Monaten erstmals wieder angesagt.
Fazit der ersten zehn Tage: 1000 Seemeilen der rund 2500 bis Horta liegen hinter mir. Es ist eine äußerst abwechslungsreiche, schöne und spannende Überfahrt ohne besondere Schwierigkeiten. Eine äußerst hilfreiche und wichtige Unterstützung ist mir das Weather Routing von PredictWind, das zwei mal täglich aktualisiert wird und die Grundlage bildet für meine Routenentscheidungen und den Einsatz des Motors. Und so hoffe ich, dass die verbleibenden 1500 Seemeilen ebenso gut zu meistern sind und ich um Mitte Mai herum wohlbehalten in Horta mein erstes Bier und andere Köstlichkeiten genießen kann.