Surprise surprise – es ging schneller weiter als erwartet

Am Freitagmorgen klopfte es am Boot. Manuel mit dem neuen Autopilot unter dem Arm war schon hier! Der Einbau war immer kürze erledigt und zwei Stunden später war ich bereits wieder unterwegs in Richtung Kanaren. Die ersten paar Stunden musste aufgrund Mangels an Wind der Motor seinen Job verrichten, bis ich dann endlich wieder die Segel setzen konnte. Wie angekündigt blies er aus nordwestlicher Richtung mit angenehmen 3-4 Bf. Und je weiter ich mich vom Festland entfernte, desto moderater wurde die imposante Dünungswelle.

Gemäss Windvorhersage blühten mir für die nächsten Tage leider ausgeprägte Schwachwind- und Flautenzonen. Dem sah ich locker entgegen, denn mit 60 Liter Reservediesel war ich bestens gewappnet. Es kam anders: Nix Schwachwind! Die 3-4 Bf aus nördlicher Richtung hielten hartnäckig an und die Wellen erodierten zu kleinen herzigen Miniaturdingern. Dazu wurde es jede Nacht spürbar wärmer. Diese Bedingungen hielten an bis ich in der Marina Lanzarote in Arrecife festmachen konnte. Von solchen Bedingungen kann man normalerweise nur träumen: Ein Sechser im Wetterlotto!

Typische Abendstimmung zwischen der Strasse von Gibraltar und den Kanaren

Etwas zu beanstanden gab es aber trotzdem: Meiner Nachlässigkeit in der Wartung der Windsteueranlage war zu verdanken, dass sie zunehmend unzuverlässig steuerte. Ich probierte alles, was mir in den Sinn kam – jedoch ohne Erfolg, und so näherte ich mich langsam aber sicher dem Zustand wütender Verzweiflung. Die Betriebsanleitung kannte ich mittlerweile auswendig. Das Einzige, was ich noch nicht ausprobiert hatte war, die Anlage demontieren, zerlegen und reinigen, was, wie ich sehr wohl wusste, einmal jährlich gemacht werden sollte. Und wann Bitteschön hatte ich dies das letzte Mal gemacht? Ähm… das war doch auf der ersten Atlantiküberquerung im Dezember 2019 … und da waren wir zu zweit …Wollte ich also nicht noch tagelang unter elektrischem Autopilot weiterfahren, blieb mir nichts anderes übrig, als ausserhalb des sicheren Cockpits auf dem Heck des Schiffs herumzuturnen um die Anlage zu demontieren und ins Cockpit zu hiefen und anschliessend das Ganze wieder retour. Ein klarer Fall! Es gab kein Drumherum, zumal die wellenlosen Umstände ja geradezu dazu einluden, diese längst überfällige Pendenz endlich zu erledigen. Die Aktion ging zackig und erstaunlich easy über die Bühne. Lediglich ein Imbusschlüssel rutschte mir aus den Fingern und ging auf Grund. Als ich die Windsteuerung wieder in Betrieb nahm war ich mir sicher, dass sie nun funktioniert. Wobei… was wenn nicht? Das wäre quasi eine Bankrotterklärung! Ich würde wohl ausflippen, verzweifeln, den Verstand verlieren. Sie MUSS nun funktionieren! So einfach war das. Und siehe da: Kaum war das Pendelruder im Wasser und die Windfahne ausgerichtet, wanderte das Pendelruder wie erwartet zur Mitte und steuerte das Boot. Moment, war das etwa nur ein Zufall? Ich machte eine Kursänderung und justierte die Anlage neu aus: und wieder übernahm sie umgehend die Steuerung. Ufffff…. was für eine Erleichterung! Und ja klar, ich werde nicht wieder zwei Jahre warten bis zum nächsten Service!

Distanz Baiona nach Arrecife gemäss Log: 893sm, Zeitbedarf: 7 Tage 5 1/2 Stunden