Unverhoft kommt oft

Dieser Spruch ging mir vorletzte Nacht durch den Kopf, als ich – eben unverhofft – bemerkte, dass die Spannung der Servicebatterie nur noch 12 Volt betrug. Als Verbraucher hatte ich nur die wichtigsten Navigationsinstrumente eingeschaltet. Üblicherweise liegt die Spannung bei 13-14 Volt. Ich liess den Motor für 15 Minuten mitlaufen und die Spannung sprang erwartungsgemäss auf 14.5 hoch. Ebenfalls erwartungsgemäss fiel die Spannung danach wieder sukzessive zurück bis bei 11.7 Volt der Alarm losging. Damit die Batterie nicht noch komplett kaputt ging, blieb mir nichts anderes übrig, als noch weitere Male für kurze Zeit den Motor mitlaufen zu lassen. Mit schlafen war daher nicht viel möglich.

Es ist ja nicht so, dass ich mit einer alten China-Billig-Batterie herum segle. Installiert ist eine AGM Batterie von Mastervolt, eine Marke der Topklasse – auch preislich. Eingebaut in Sommer 2019. Wenn man von einer Lebensdauer von 5-10 Jahren ausgehen kann, hätte es meine ruhig noch ein paar Jährchen machen können!

Die Voraussetzungen für die Atlantiküberquerung waren somit ausgesprochen “ungünstig”; oder besser gesagt: beschissen! Ich entschied mich daher, die große Marina von Las Palmas auf Cran Canaria anzulaufen, wo ich mir die größte Chance auf schnellen Ersatz erhoffte.

Um 15:45 war ich am Ziel. Leider sei zur Zeit kein Platz frei, meinte der freundliche Herr im Marina-Office. Ich solle vor dem Hafen Ankern und sie würden mich dann benachrichtigen, sobald ein Platz frei würde. Das war nun definitely gar nicht in meinem Sinne! Ich erklärte ihm zum zweiten Mal meine Situation und dass ich JETZT auf dem Weg in die Karibik sei. Ach so! Ja dann schauen wir mal. Und siehe da, nach längerer, und ausgesprochen gemächlicher Konsultation von mehreren Listen und Diskussionen untereinander, kam ein Platz für eine, eventuell auch drei Nächte zum Vorschein. Ufff, welch Glück! Er gab mir auch noch die Telefonnummern von Jonathan Crouch, einem Elektriker. Nachdem ELEONORE platziert war, versuchte ich umgehend Jonathan zu erreichen. Es stellte sich dann heraus, dass die eine Nummer von dessen Exfrau, die andere von seiner Tochter ist. Es wurde mit Humor aufgenommen und mir die richtige Nummer mitgeteilt.

Puerto Deportivo in Las Palmas
Wie das wohl geht?

Am nächsten Morgen erreichte ich Jonathan. Ja, er könne mir eine neue Batterie installieren. Aber ich soll bei Rolnautic für die neue Batterie nachfragen, da er selber keine verkaufe. Ein halbe Stunde später saß ich mit dessen Geschäftsführer José Manuel hinter dem Bildschirm auf der Suche nach einem passenden Ersatz. Nach zwei Telefonaten hatte er meine neue Batterie organisiert. Eine Stunde später war sie bereits an Bord geliefert, eine Liven Premium Batterie, die sehr gut sein soll. Ich hoffe, sie hält was der Name verspricht. Das Zusatzglück war, dass sie eine Kapazität von 250 Amperstunden hat (die bisherige hatte 225). Um 13:30 war auch schon Jonathan an Bord. Unsere Spannung stieg, denn es war offensichtlich, dass es nun im Milliliter geht. Und siehe da: Die neue Batterie passte in der Breite haargenau in die Box. Uffff!

Natürlich hätte ich die neue Batterie auch selber installieren können. Ich wollte aber sicher gehen, dass die Einstellungen am Batterie-Management-System auch korrekt gemacht sind und alles WIRKLICH richtig gemacht ist. Und dann kommt ein ganz praktischer Grund hinzu: Das Gewicht von mindesten 100 kg. Alleine die Alte raus und die Neue rein? Nie! Ja vielleicht Arni zu seinen besten Zeiten.

Millimeterglück

Welch unglaubliches Glück ich doch wieder einmal hatte. Ich kann es kaum fassen! Und ich bin sehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft dieser drei entscheidenden Schlüsselpersonen, die ich hier kennenlernte. Ihnen kann ich es verdanken, dass ich bereits morgen früh meine Reise nach Französisch Guyana wieder fortsetzen kann.