Achtung! Kein Witz: Ich segle wieder zurück nach Panama – um dann wieder neu zu starten

Vor Anker in Ayora

Bei einem kurzen Bad mit Schnorcheln um das Boot hat mich bei einem Blick an den Kiel von ELEONORE fast der Schlag getroffen: Ich blickte auf weisses Gelcoat! Das Antifouling blätterte samt dem Primer einfach vom Kiel ab. Dieser Schock war vergleichsweise aber harmlos zur Erschütterung, die mich etwa zwei Stunden vorher durchfuhr. 

Aber der Reihe nach:

Um drei Uhr in der Früh bin ich ausgelaufen mit dem Ziel Isla Isabela. Ein Tagestörn von rund 50sm. Unter Motor und bei leichtem Nieselregen fuhr ich aus der Bucht von Ayora und bereitete dabei das Grosssegel zum hochziehen vor. Bei einem anschliessenden Kontrollblick auf das Navigationspanel stellte ich fest, dass die Batterien nicht geladen werden. Dabei hätte die Servicebatterie von meinem neuen leistungsstarken Balmar Alternator mit mindestens 40 Ampere geladen werden müssen. Statt dessen verbrauchte ich aber 4 Ampere! Im ersten Moment dachte ich wirklich, ich spinn. Es grenzt schon fast an einen Supergau, wenn die Batterien nicht mehr mit dem Motor geladen werden können. Ich entschied erstens, dass ich nicht spinne und zweitens, dass ich nun besser wieder umdrehe. Und so ankerte ich bald darauf wieder in der Bucht von Ayora. Die anschliessende Ursachenforschung ergab diverse lose Elektrokabel am Motor. Mit telefonischer Rücksprache mit Wikus von Wikus Marine in Vista Mar, der mir den Balmar vor wenigen Wochen eingebaut hatte, war schnell klar, welches das entscheidende Kabel war, das sich am Pluspol des Alternators gelöst hatte. Zwei andere lose Kabel seien nicht mehr in Betrieb. Und siehe da, als ich das besagte Kabel wieder angeschlossen hatte – die entsprechende Schraubenmutter konnte ich fast von Hand lösen – wurden die Batterien wieder geladen. Phuuu! Problem gelöst. Nein! Denn nun zeigte der Tourenzähler im Cockpit nichts mehr an. X-Stunden später, nach zahlreichen telefonischen Absprachen mit Wikus, war dann auch dieses Problem behoben. Fazit: Wikus hatte mehrere Steckerverbindungen unsachgemäss ausgeführt. Unglaublich aber leider Tatsache! Ich bin jetzt noch sehr erstaunt darüber, da ich ihn durchwegs als sehr gewissenhaften Menschen wahrgenommen habe. Umso erstaunlicher sind für mich diese Schlampereien, die mir offensichtlich beim ihm über die Schulter schauen entgangen sind. Sie passen nicht ins Bild, das ich von ihm erhalten habe. Aber diese Erfahrung lernt mich einmal mehr, immer alle Arbeiten, die von Dritten am Boot ausgeführt werden, minutiös zu überwachen und zu kontrollieren. Immer! Alles! 

Jetzt ist da aber noch das Problem mit dem Kiel, der sein Antifouling verliert. Ollie, der Chef von Wikus Marine hatte die Erklärung innert ein paar Stunden gefunden: Es sei auf einen Fehler von ihnen zurückzuführen. Da mein Kiel aus Blei sei, hätten sie ihn nach dem Abschleifen zuerst mit Epoxi überziehen müssen. Sie würden dies natürlich umgehend beheben, wenn ich zurückkommen würde, kein Frage. Die alternative Möglichkeit, das Boot aus dem Wasser zu nehmen und wieder Antifouling am Kiel  aufzutragen ist 3500sm entfernt auf den Marquesas Inseln. 

Das weisse ist das Gelcoat

Nach einer Nacht überschlafen entschied ich mich für die Umkehrvariante. Diese hat überdies den Vorteil, dass sich Wikus noch um die schlampig ausgeführten Kabelverbindungen kümmern kann. Morgen schon kann ich wieder ausklarieren und die Rückfahrt starten. So verliere ich nicht noch mehr Zeit, denn diese Rückkehr bedeutet einen zeitlichen Mehraufwand von mindestens 30 Tagen: 10 Tage zurück nach Panama, 10 Tage bis ich wieder starten kann und dann nochmals rund 10 Tage bis ich wieder auf der Höhe der Galapagos angekommen bin. Dann aber geht’s ohne Stop weiter. 

Tja, manchmal kommt es anders als ich will. Aber das hatte ich doch auch schon.