Endlich! Am 24. April die Pazifiküberquerung gestartet.

Das ist nun mein dritter Anlauf, genau genommen sogar der vierte, aber da gehe ich nun nicht darauf ein. Hauptsache ich bin nun endlich unterwegs Richtung Französisch Polynesien.
Der Starttag, insbesondere die folgende zappendustere Nacht, war geprägt von starkem achterlichen Wind. Nachts war halsen (Richtungsänderung mit dem Bug durch den Wind) angesagt. Ich weiss nicht, wann ich die letzte Halse bei Windstärke 6 gefahren habe. Egal, denn nun musste ich dieses Manöver diverse Male absolvieren – ob mir das nun passte oder nicht! Und ich muss gestehen, ich hatte meine Mühe – eine Patenthalse inklusive. Aber ab der dritten Halse lief es dann schon ganz ordentlich.
Es folgten ausgesprochen zähe Tage: Unbeständiger Wind, längere Abschnitte von beinah Flauten, kombiniert mit unangenehmen Seegang, und immer mal wieder heftige Regenfälle, die meist mit wechselnden Windrichtungen und nachfolgender Wellenkakophonie einhergingen. Und obendrauf Wetter-, respektive Windprognosen, in denen die Farbe blau dominierte und man dementsprechend den Wind suchen musste. Den Motor nutzte ich trotzdem nur gerade während einer Stunde, als mir das heftige Herumgeschaukel zu viel wurde. Überdies fühlte ich mich emotional erschöpft. All die Kapriolen um technische Aspekte von ELEONORE während der letzten Wochen hatten mich offensichtlich ausgelaugt.
Ab dem Nachmittag des sechsten Tages wurde der Wind endlich beständig. Parallel dazu besserte sich auch meine Stimmung. Es folgte eine weitere zappendustere Nacht, in der es bei gerefften Segeln hart am Wind gegen die Wellen, mit einer immer noch angenehmen Krängung aber viel Lärm, zügig voran ging. Mit einer Ausnahme: Exakt wie Predict Wind vorausgesagt hatte, durchquerte ich eine Regen-„Superzelle”. Schlagartig war der Wind weg und ELEONORE dem Wellentohuwabohu schonungslos ausgesetzt. Nach anfänglichem Nieselregen prasselte der Regen hernieder, in einer Intensität, die ich noch nie erlebt hatte. Irgendwie schaffte ich es, das Boot mit dem wenigen Wind, der seine Richtung vorzugsweise im Kreis herum änderte, einigermassen stabil zu halten. Nach etwa einer Stunde war der Spuk vorbei. Der Wind frischte wieder auf und ich musste lediglich die Windsteuerung wieder einklinken und weiter ging’s, als ob nichts gewesen wäre – abgesehen vom Captain, der sich trockene Kleider anziehen musste.
Die Galapagos Inseln werde ich an Steuerbord passieren und anschliessend Kurs in Richtung Marquesas nehmen. Wobei ich durchaus in Betracht ziehe, dort nicht an Land zu gehen, sondern direkt weiter bis Vanuatu zu segeln. Aber eins nach dem anderen. Dieser Entscheid muss ich heute noch nicht fällen und geniesse stattdessen das aktuelle Segeln unter einem immer noch von Wolken verhangenen Himmel – aber weit im Westen zeigt sich ein hellblauer Streifen.