Leider „Boxenstop“ in Portugal

Der erste Tag ab Baiona erwies sich als windarm und ich setzte den Motor gelegentlich ein, um Phasen von Totalflauten zu überbrücken. Zur Angewöhnung an das Leben an Bord störte mich dieses Schwachwindsegeln und gelegentliche Motoren aber gar nicht – im Gegenteil! Den Schlaf fand ich trotz der entspannten Ambiente nachts trotzdem nicht. Zu ungewohnt waren die dauernden Bewegungen und Geräusche noch.

Tagsüber kam als Herausforderung hinzu, dass ich die „Fernstrasse“ der Frachtschiffe durchqueren musste, die sich der Westküste der Iberischen Halbinsel entlang zieht. Der gewaltige Schiffsverkehr zwischen Norden und Süden, der auf einer Breite von etwa 20 Seemeilen stattfindet, erfordert hohe Aufmerksamkeit, um nicht buchstäblich von einem dieser Ozeanriesen überfahren zu werden. Dies ist trotz des AIS, dem automatischen Information System, das mir deren aktuelle Position und den Zeitpunkt und Abstand der nächsten Begegnungspunkte anzeigt, oftmals recht stressig; vor allem wenn mir mein Gerät Collisions Alarm anzeigt. Dann gibt es nur einer, der ausweicht: Der Schwächere – also ich!

Mein AIS mit ELEONORE im Mittelpunkt

Am zweiten Tag realisierte ich, dass mein neu installierter Hydrogenerator die Batterie gar nicht lädt mit dem Strom, den er produziert. Jedenfalls gemäß meiner Instrumente. Eine Rückfrage per Email beim Hersteller brachte mir nicht die Lösung. So entschloss ich mich – nach einer Nacht mit bereits besten Schlafintervallen – am darauf folgenden Nachmittag, nach Portugal “abzubiegen”, um an Land das Problem mit dem Hydrogenerator zu lösen. Ich entschied mich für PENICHE, ein Fischerhafen unterhalb von Nazare, der auch ein paar Plätze für Segelboote zur Verfügung stellt.

Mittlerweile hatte der Wind, entgegen der Prognose, markant zugenommen. Dementsprechend entwickelte sich die Anpeilung von Peniche innert Kürze zu einem gegen den Wind und die sich aufbauenden Wellen ankämpfenden sportlichen Segeln. Unter gerefften Segeln stürmte ELEONORE bei Mondschein mit 6 – 7.5 Knoten Fahrt dem Land entgegen. Fasziniert suchte ich mit Veränderung der Segeleinstellungen noch mehr Speed herauszuholen.

Um 0700 steuerte ich in den Hafen von Peniche. Solche eine nächtliche Ansteuerung in einen unbekannten Hafen ist auch mittels der hervorragenden GPS-Instrumente und -Karten eine spezielle Herausforderung. Zudem wusste ich ja nicht, ob es überhaupt einen freien Platz hat. Das Glück war mit mir und zwei Plätze standen zur Auswahl. Der Wind im rundum bestens geschützten Hafen war nicht existent und das Anlegemanöver somit problemlos.

Nach ein paar Stunden Schlaf hisste ich die portugiesische Gastlandflagge und begab mich anschließend zur Hafenbehörde. Der Papierkram war schnell erledigt.

Ebenfalls schnell erledigt war mein Elektroproblem mit dem Hydrogenerator. Beim Telefonat mit Armin Horn von SailGen stellte sich heraus, dass ich den Minuspol des Hydrogenerators natürlich nicht direkt an der Batterie anschließen darf, sondern dass dies via dem Shunt erfolgen muss. Im Nachhinein war mir dies völlig klar. Aber eben… erst im Nachhinein. Dabei entdeckte ich, dass der Shunt einen Defekt hat. Also geht es nun darum, schnellstmöglich einen Ersatz zu finden, zu installieren und beim nächsten guten Wetterfenster meine Reise nach Banjul fortzuführen.